2014_Michael_Gruenebach_Schrammach

14.12.2013, 3:45 Uhr. Der Wecker klingelt.

Glücklicherweise habe ich gestern schon mein Zeug zusammen gepackt, jetzt wäre ich dazu nicht in der Lage. Ein paar Hände kaltes Wasser wecken mich erst richtig, dann stehe ich auch schon vor der Tür und schaue in den Sternenhimmel. Es ist super klar, aber auch super kalt. Im Auto schnell die Heizung aufdrehen und los geht’s!

Auf der kurvigen Römerstraße nach Matrai bin ich alleine, der Parkplatz vorm Spar ist ebenfalls leer. Hat Andi verschlafen? Nein, da kommt sein Skoda. Wir laden um und eine Minute später sind wir auf dem Weg ins Valser Tal. Wir nehmen nur das Nötigste mit: ein paar Karabiner, zwei Friends, zwei Eisschrauben und ein Halbseil. Die Skier an den Füßen laufen wir den Spuren nach unter die Wand. Viel Schnee liegt nicht, überall schauen die Steine im Schein der Stirnlampe hervor.

Wir erreichen den Wandfuß bei Dämmerung. Rosa und hellblau verfärbt, bietet der Himmel einen Kontrast zur majestätisch aufragenden schwarz-weißen Nordwand. Fünf Lichter bewegen sich langsam vom Einstieg in den sich aufsteilenden Firn. Wir lassen unsere Skier zurück und stapfen mit Steigeisen und Eisgeräten bewaffnet los. Der Schnee ist griffig und wir sind schnell unterwegs. Beim ersten Felsenaufschwung holen wir eine Dreiergruppe ein und ziehen beim ersten Stand an ihnen vorbei. Sichern brauchen wir nicht, das Eis ist ein Traum und die Felsen dazwischen frei von Schnee. Das zweite Firnfeld überqueren wir linkshaltend und erreichen den zweiten Aufschwung. Es bietet sich eine Henkelparade, die fast ohne Pickeleinsatz überwunden werden kann. Wieder ein Schneefeld. Beim Queren brennen die Waden. Umso besser, dass der letzte Felsriegel vor uns liegt.

Die zweite Seilschaft richtet gerade ihren Stand ein. Freundlicherweise lassen sie uns vorbei und wir erklimmen das kombinierte Gelände. Nach einer weiteren Querung (die Diagonale macht ihrem Namen alle Ehre) erreichen wir eine vereiste Platte. Wunderschön anzusehen und auch wunderschön darauf zu klettern. Anfangs etwas morsch, doch dann ertönt beim Pickelschlag wieder das gewohnte „Tschuk“ wie Musik in den Ohren. Danach folgt das letzte Firnband, das zum großen Schneefeld führt. Nun brennen die Unterschenkel, doch die Laune ist prächtig. Nach 2,5 Stunden in der Wand erreichen wir die Scharte im Grat. Keine schlechte Zeit für die erste Tour diesen Winter. Andi hat Speck dabei. Was für ein Genuss, diesen in der Sonne zu verspeisen.
Der Abstieg ist ungespurt, aber Andi kennt den unübersichtlichen Grat und so gelangen wir nach vier Abseilern und einer herrlichen Rutschpartie durch eine Rinne vor der Apleiner Scharte wieder sicher zu den Skiern.
Die ersten Höhenmeter Skiabfahrt ist Pulverschnee. Ein Traum für die gerade herrschenden Bedingungen. Dann beginnt jedoch die Folter der Laufflächen. Ein Felsblock nach dem anderen verewigt sich im Polyethylen meiner Skier.
Beim Bierchen in Steinach stoßen wir auf die Tour an. Toll wars!