von Flo Wientjes

Ich bouldere mittlerweile seit etwa 3 Jahren leistungsorientiert und versuche seither immer mein Bestes zu geben, um meine Grenzen zu überschreiten. So konnte ich bisher in einigen wunderschönen Bouldern im oberen Schwierigkeitsgrad punkten. Den ganzen Sommer hinweg war ich hier und da mal beim Bouldern, doch hat es mir in diesem Jahr in der Silvretta am besten gefallen. So konnte ich mir bei meinem ersten Besuch den Klassiker Shining (fb 8A) abholen und war danach so motiviert, dass es mich bei den warmen Temperaturen weitere 3 Male in die beeindruckende Landschaft der Silvretta zog.

Bei meinem zweiten Besuch konnte ich in weiteren Klassikern wie Sunshine Reggea (fb 7C+), Zwiederwurzn (fb 7C+) und Pretty Belinda (fb 8A) punkten. Außerdem fiel mir der linke Einstig vom Shining ins Auge. Da ich an diesem Wochenende schon viel erreicht hatte, dachte ich mir, schau ich mir die Züge von More Shining (der besagte linke Einstieg) an. Nach etlichen Versuchen am zweiten Zug musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich für diesen Zug einfach zu platt war und die Finger den Minikratzer nicht mehr halten wollten. Also sah ich mir den zweiten Schlüsselzug an: ein weiter Schulterzug in dem ich leicht dynamisch in die Schulter fallen musste. Da ich einfach ein riesen Fan von Schulterzügen bin, freute ich mich umso mehr, dass dieser Zug innerhalb von ein paar Versuchen klappte.

Flo Wientjes climbs More Shining 8B from Florian Wientjes on Vimeo.

Nun war der Keim gesät. Ich wollte diesen Boulder dieses Jahr unbedingt schaffen. Also trainierte ich am Campusboard meine Schulter und die Finger und definierte mir ähnliche Züge an der Definierwand. Top motiviert und bei besten Conditions fuhr ich vier Wochen später wieder in den Silverpark. Warm machen, Pads auslegen und Weiterprobieren war das Motto. Und siehe da, das Training hat sich ausgezahlt. Der zweite Zug, der mir das letzte Mal noch unkletterbar vorkam, klappte auf Anhieb. Doch nun ging es daran, die zwei Schlüsselstellen zu kombinieren und dann auch noch den spooky Ausstieg dranzusetzen. Und das war nicht so leicht wie ich es mir vorgestellt habe. Zwei Mal flog ich bei dem Versuch den Schulterzug aufzulösen und dann war auch noch die Haut durch. Super… . Also musste ich wieder ohne 8b Begehung nach München heimfahren.

Doch die Sucht nach dem Boulder lies mich nicht los. Ich konnte den ganzen Bewegungsfluss im Schlaf vor mir sehen und den Felsen quasi an meinen Finger spüren. Also beschloss ich recht spontan unter der Woche für einen Tag hinzufahren. Am späten Nachmittag bei Nebel angekommen, schulterte ich die Pads und stakste durch den Nebel hoch zu meinem Projekt. Als ich am Shining Block ankam, verzog sich der Nebel und ich hatte den perfekten Sonnenuntergang vor mir. Also wärmte ich mich schnell auf, um das Projekt schnell anzugehen. Wieder machte mir der zweite Zug Probleme. Doch nach dem 4. Anlauf klappte er endlich und ich kam zum Schulterzug. Und siehe da, auch der haute perfekt hin. Selbst das Auflösen des Zuges klappte. Jetzt hieß es den Pump zu verdrängen und den Boulder zu vervollständigen.

Leute ich sags euch, es gab wenig so schöne Momente wie diesen als ich oben auf dem Block stand mit schweren Armen, komplett außer Atem aber einfach mega glücklich! Endlich meine erste fb 8B geklettert und vor mir ging die Sonne gerade im Wolkenmehr unter. Traumhaft! Das sind solche Momente wo ich sage: Das Leben ohne Bouldern wäre doch bei Weitem nicht so schön wie mit.